Knarre

Werkzeug-Kunde

Knarren

Die logische Fortsetzung von Ringschlüssel und Rohrsteckschlüssel sind Knarre und Nuss. Ihre Funktion ist selbsterklärend, der Aufbau schlicht und die Anwendung simpel.

Zoll-Verbindung

Die logische Fortsetzung von Ringschlüssel und Rohrsteckschlüssel sind Knarre und Nuss. Ihre Funktion ist selbsterklärend, der Aufbau schlicht und die Anwendung Holzhacker-einfach. Knarren (oder „Ratschen“ oder „Ratschenschlüssel“) unterscheiden sich natürlich auch in Preis und Qualität. Vor allem aber in der Größe des Werkzeug-Antriebs. Der ist immer ein Vierkant und verbindet Knarre, Verlängerung, Kardan und Nuss miteinander.

Seine Größe wird in Zoll angegeben, auch wenn es sich um metrisches Werkzeug handelt. Diese Zahl bestimmt die Größe des gesamten Systems und beginnt bei 1/4 Zoll.

Gerne alle drei: Knarren mit 1/2, 3/8 und 14 Zoll-Antrieb.
Unten die drei Umschaltknarren aus dem vorigen Bild. Oben: Knarre mit einem ganzen Zoll für LKW, Bus und das Einschlagen von Zaunpfählen.

1/4 Zoll und 1/2 Zoll

Knarren mit 1/4 Zoll sind für feine Sachen gemacht, ihre Nüsse beginnen bei Schlüsselweite 5 und gehen bis maximal SW14. Sie sind ideal geeignet, um Einspritzanlagen zu zerlegen oder den Eingeweiden der Lichtmaschine aufs Fell zu rücken. Für größeres Drehmoment sind sie schlicht zu schwach – hier tritt der Antrieb mit 1/2 Zoll auf den Plan.

Diese Baugröße ist am weitesten verbreitet und reicht für fast alle Arbeiten hin – egal ob man Polo oder Panamera bearbeitet. Zum Vergleich: für 1/2 Zoll existieren Nüsse von SW 6 bis SW 32 und lassen sich auch noch akzeptabel handhaben.

Die nächste Antriebsgröße hat bereits ein stattliches dreiviertel Zoll und ist ein Fall für Rahmen, Radmuttern oder Achsaufhängung von Vadders Fendt Gigantomanix mit 720 PS. Der vollzöllige Antrieb bringt auch Drehmomente jenseits der 250 Nm sicher auf den Sechskant, kostet aber unerhörtes Geld.

Hier lohnt sich ein ganzer Satz Nüsse nur selten, meist kommt man mit einer Ratsche, einer Verlängerung und wenigen Vorzugsgrößen hin.

Passt ins Nähzeug: Kompletter Satz 1/4-Zoll-Werkzeug.
Grundausstattung – der Knarrenkasten in 1/2 Zoll.
LKW oder Bus in der Garage? Dann könnte so ein Schlüssel mit zölligem Antrieb erforderlich sein.

3/8 Zoll

Zu guter Letzt fristet das Nischenprodukt 3/8 Zoll ein Mauerblümchendasein zwischen 1/4 Zoll und 1/2 Zoll. Wer weiss, wozu das mal erdacht wurde – jedenfalls ist es zarter als 1/2 Zoll und deutlich kräftiger als 1/4 Zoll. Es gibt Leute, die auf 3/8 Zoll schwören, für viele ist es unnützer Tinnef und weder Fisch noch Fleisch. Als „Backup“ kann man so ein Kästchen allerdings gut liegen haben – irgendwann kommt immer der Tag, an dem man mit zartem Werkzeug mal richtig zupacken muss.

Zu Opas Zeiten drehten günstige Knarren nur in eine Richtung, für rechts-links-Umschaltung musste man den Vierkant durch die Ratsche schieben und die Nuss auf der anderen Seite aufstecken. Heute haben nahezu alle Geräte einen kleinen Umschaltknebel, der eine winzige Sperrklinke im Inneren des Geräts von links auf rechts schaltet.

Diese Umschaltung ist zwar unerhört robust, wandert aber mit einem trockenen „Knack!“ ins Jenseits, wenn man die Knarre mit einem Rohr verlängert oder mit Ruck und Körpergewicht betätigt. Das sollte man (wenn überhaupt) nur mit Schlüsseln machen; noch dazu steigt das Risiko, den zu drehenden Sechkant zu vermauern, gewaltig.

Schwer zu sagen, wozu 3/8 Zoll mal erdacht wurde. Für große Motorräder? Kleine Autos? Wie auch immer: als Backup ist so ein Kasten nicht zu verachten.

Inbus, Innenvielzahn und Spezial

Wie auch bei den Schlüsseln gibt es Nüsse mit 6- oder 12kant und dem Auf-die-Fläche-greif-Profil. Logisch, dass dieses Profil besser und der 12kant bei beengtem Dreh-Raum vorteilhafter ist. Diese grobe und feine Verzahnung findet sich auch bei der Knarre selbst. Die Zahl der Zähnchen wird manchmal im Katalog mit angegeben. Hier muss man sich zwischen der Option „größerer Mindest-Drehwinkel“ (größere Zähnchen in der Knarre) und „schneller kaputt“ (viele kleine Zähnchen in der Knarre) entscheiden. Behandelt man das feinzahnige Modell jedoch pfleglich, hält auch das lange.

Weil Konstrukteure neben Sechskanten auch Innensechskante, Spline-Drive, Torx, Innenvielzahn, Schlitz-, Kreuz und noch zwei Dutzend weitere Spezialprofile in aktuelle Fahrzeuge versenken, bieten Knarrenbauer sowas üblicherweise auch als Nuss an. Angetrieben wird es jedoch ganz konventionell, sodass man mit einer Knarre, einer kurzen und langen Verlängerung und einem Kardangelenk in aller Regel bestens bedient ist.

Für Innensechskante. Was hiermit nicht losgeht, verlangt nach Spezialbehandlung.
Kardangelenk, kurze und lange Verlängerung in 1/2 Zoll. Verlängerungen kann man nie genug haben.
Zündkerzennuss. Ein Gummieinsatz im Inneren sorgt dafür, dass die Nuss nicht rausfällt.
Ja, das ergibt Sinn – wenn auch nur alle Jubeljahre. Mit so einem Reduzierstück treibt die 1/2zöllige Knarre Werkzeug von 3/8 Zoll an.

Die Unverlierbaren

Eine nette Zusatzoption ist die Verriegelung des Lego-Stecksystems: Bei solchen Antrieben muss zum Abnehmen von Nuss oder Verlängerung ein Knöpfchen gedrückt werden. Das macht auch doppeltunddreifache Verlängerungen möglich, die nicht mit Stoßgebet in den Achstunnel versenkt werden müssen, sondern auch Zugbelastung (wegen der Sperre) aushalten. Etwas kompliziert, aber sinnvoll. Kann eine stundenlange Fummelorgie verhindern, wenn sich eine Innenvielzahnnuss im Kurbelgehäuse festgesaugt hat.

Natürlich schaden mehr Verlängerungen, Reduzierstücke oder ein zentnerschwerer Schrank mit Superspezialnüssen für Rolls Royce, Tesla oder den Airbus A300 nicht – vor allem hat man damit eine ellenlange Wunschliste für alle Geburtstage und Weihnachtsfeste bis 2050.

Ärgerlich, wenn sich Zündkerzennuss und Verlängerung in einer finsteren Ecke des Motorraums trennen. Kann nerven.
Drück aufs Knöpfchen, Max: Alle Komponenten verfügen über einen Löse-Knopf. Kann auch nerven – insbesondere bei häufigen Werkzeugwechseln.
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