AussenradienFeilen

Grundkurs Metall, Feilen 4. Teil

Schön rund

Auch wenn krumme Flächen nicht eben häufig vorkommen, kann es nicht schaden, sowas mal gefeilt zu haben.

Außenradien

Außenradius und ihre Herstellung bilden den letzten Teil des Feil-Grundkurses. Man trifft solche Radien überall, so dass es nicht schaden kann, sie auch selbst produzieren zu können. In der Werkstatt-Praxis finden sie sich z.B. an Rohren, auf die man etwas aufgeschweißt hat. Das ließe sich auch mit einem Winkelschleifer in Form bringen, allerdings kann man mit diesem Gerät eigentlich nur nur Flächen schleifen.

Versucht man nämlich, mit der Flex eine schöne Rundung an ein Bauteil zu bringen, geht das meistens schief. Zu schnell hat man eine 45°-Fase an das Teil geschliffen oder einen Satz Scharten reingehauen. Richtig astreine Radien bekommt man nur mit einer Feile hin.

Aussenradius feilen: Kann nicht schaden, wenn man keine Maschinen zur Hand hat und es trotzdem genau werden soll.

Radienlehre

Wir zeigen das Feilen eines Außenradius hier wieder unter Laborbedingungen der Lehrwerkstatt. Ausgangspunkt ist ebenfalls ein Flachstahl von 10mm, der mit einem Außenradius von 30mm versehen werden soll. Wie schon beim Innenradius haben wir als Hilfsmittel eine Schablone, diesmal natürlich andersrum.

So eine vorgeschnitzte Schablone hat man aber nicht immer zur Hand: Hilfe findet man in Form von Radienlehren. Die Dinger haben entfernte Ähnlichkeit mit einem Schweizer Taschenmesser und beherbergen Blechstreifen, die am Ende verschiedenste Radienabschnitte haben. Eine Seite der Lehre ist für Außenradien, eine für Innenradien. Auf dem Blechstreifen ist die Größe des Radius eingeschlagen.

Radienlehre für Innen- und Außenradien. Beste Friedensware aus Westdeutschland.

Radius anreißen

Unser Vierteilkreis soll genau auf der Ecke liegen. Dafür ist es hilfreich, sich den Radius vorher anzureißen. Das ist hier nicht weiter schwer, weil die Ecke völlig gerade ist und aus einem Winkel von 90° besteht. Um den Mittelpunkt des Radius anzureißen, geht man zuerst 30mm von der besagten Ecke weg. In beide Richtungen.

Da macht man einen kleinen Riss und zieht einen weiteren Riss 90° in das Werkstück. Macht man das von beiden Seiten, erhält man einen Schnittpunkt. Dieser Schnittpunkt ist das Zentrum des Kreises, der genau in der Ecke liegt. Hier setzt man einen Körnerpunkt. Batsch.

Mit einem Anreißzirkel, der sich von einem Schulzirkel nur darin unterscheidet, dass er eine gehärtete Spitze anstelle einer Bleistiftmine hat, reißt man jetzt den Viertelkreis. Dazu nimmt man das Maß 30mm vorher in den Zirkel.

Wenn man jetzt um den Körnerpunkt reißt, zeigt sich, ob der Punkt gesessen hat – die Zirkelspitze soll da, wo man vorher den ersten Riss 30mm von der Ecke entfernt gemacht hat, das Werkstück verlassen. Vor allem soll das auf beiden Seiten gleich sein. Wenn das nicht hundertprozentig hinhaut, ist das nicht weiter tragisch – der Riss ist nur ein Anhaltspunkt.

Grundausstattung zum Anreißen: Körner, Zirkel und Reissnadel.
Im Geometrieunterricht aufgepasst? Zirkel werden so eingestellt. Wer es genau wissen will, macht einen Proberiss und misst nach.
Den Körnerpunkt anzeichnen. Da das hier nur Übung ist, kommt es nicht wirklich auf die exakte Lage an.
Den Körner auf das gewünschte Zentrum aufsetzen und…
… Peng. Falls der Punkt verrutscht ist, lässt er sich korrigieren, indem man etwas schräg schlägt.
Zirkelschlag. Der Radius sollte gaaaanz sauber auf den Kanten auslaufen.

Eckes Edelkirsch

Jetzt kann man sich wie ein tollwütiger Tschetschene auf das Werkstück stürzen und Späne produzieren. Die Arbeit lässt sich allerdings abkürzen, indem man bis kurz vor den Anriss den Winkelschleifer ins Feld führt. Oder man bohrt die Fläche kaputt und stemmt die Ecke weg. Oder sägt eine Ecke ab. Der Phantasie sind keine Grenzen gesetzt.
 
Damit man das Werkstück nicht ständig umspannen muss, bietet es sich an, das Teil so in den Schraubstock zu spannen, dass die Spitze nach oben zeigt. Nett außerdem, wenn eine Kante des Werkstücks quasi in grader Linie über die Backen des Schraubstocks abfällt.
 
Wie schon beim Flächenfeilen benutzt man für die Schrupparbeit eine schöne große Flachstumpffeile, Hieb eins. Damit feilt man den Radius vor. Vielleicht bis einen Millimeter vor den Anriss. Auf den Bildern ist gut zu erkennen, wie der Radius aus lauter kleinen Flächen besteht. Rund ist da noch nix.

Phase eins: Fase. Also nur eine schlicht Fläche.
Phase zwei: zweite Fläche. Der Mann hier ist nicht dumm und spannt das Werkstück um.
Noch mal umgespannt – für die dritte Fläche. Jetzt ist schon soviel Material verschwunden, dass man getrost zu Phase vier übergehen kann: Eckes Edelkirsch aufreißen und erstmal einen Schluck nehmen.

Kippel und Wippel

Als letzten Schritt nimmt man eine Schlichtfeile zur Hand und hört auf, brav geradeaus zu feilen. Um einen brauchbaren Außenradius zu erzeugen, MUSS die Feile nämlich über beide Ecken kippen. Und zwar reichlich.
 
Wenn man das ein wenig geübt hat, geht dieses Gewippel und Gekippel einfacher von der Hand als ein sauberer Strich geradeaus. Unterdessen sollte man zwischendurch das Arbeitsergebnis immer wieder kontrollieren. Man neigt dazu, den Radius zu flach zu feilen – er läuft dann zu weit in die Fläche hinein. Eine ständige Kontrolle mit der Schablone oder eine Radienlehre hilft.
 
Ausserdem kippt man die Feile in der Bewegung meist zu einer Seite hin. Um das zu verhindern, dreht man das Werkstück im Schraubstock ab und an um und feilt von der anderen Seite.

Die Radienlehre offenbart: Mehr eckig als rund.
Mmmmmh, besser! Wer es genau wollte, müsste jetzt tuschieren.
Jaaa, schwer zu beschreiben. Beim Rundmachen MUSS die Feile über die Ecken kippen. Ist gewollt. Einfach ausprobieren.
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