Feuerlöscher für die Sicherheit in einer Werkstatt
Feuerlöscher für die Sicherheit in einer Werkstatt
SchweissenSicherheit

Sicherheit beim Schweißen

Blind in Flammen

Blitzartig erblinden? Ohne Umwege in Allahs Obhut gelangen oder nur den umliegenden Wohnblock fachgerecht verwüsten? Wir empfehlen: Schweißen.

Nur mit WBK

Stahl ordentlich warmzumachen ist Kern aller Schweißverfahren – und leider nicht ganz ungefährlich. Genauer: So gefährlich, dass man dafür eigentlich eine Waffenbesitzkarte bräuchte. Im Detail besehen verfügt fast jedes Verfahren zudem über noch ein paar mörderische Bonbons, die es ganz besonders für Terrorakte an sich selbst, seiner Familie oder den verhassten Arbeitskollegen prädestinieren. Aber der Reihe nach.

Feuer

Schläft man nachts um halb drei auf dem Sofa ein und steckt die Hütte mit der verglimmenden Kippe auf der Auslegeware in Brand, so ist das Ergebnis gleich, unabhängig von der Zigarettensorte. Und genauso verhält sich das auch mit aller Schweißerei. Große Gemeinsamkeit: Hier wird Stahl so heiß gemacht, dass die Umgebung ebenfalls vor Freude in Flammen steht.

Entzündet man deswegen auf dem Sofa, im Düsseldorfer Flughafen oder der heimischen Werkstatt das Olympische Feuer, so sollte klar sein, dass das winzige Flämmchen auf der Werkbank den Gegenwert von einer Schubkarre Streichhölzer hat. Alle brennbaren Gase, Fest- und Flüssigstoffe haben deswegen in unmittelbarer Nähe der Schweißflamme oder des Lichtbogens nix zu suchen. Das betrifft zum Beispiel die Batterie griffbereiter Sprühdosen, Farbpötte oder Einmachgläser mit Nitroverdünner auf den wackligen Regalen in, über oder unter der Flamme.

Die undichte Propanbuddel spielt ebenfalls in dieser Liga, sorgt jedoch nicht nur für Feuer, sondern mitunter auch für Deflagration oder Detonation: Hat sich genügend ausgetretenes Gas (z.B. in der Grube) gesammelt, so braucht es nur einen schwächlichen Zündfunken für eine Flammenwalze (langsam, „Deflagration“) oder den Paukenschlag in den Regionalnachrichten („Detonation“).

Benzin tut es ebenso: Für das optimale Mischungsverhältnis beim Treibstoff reicht übrigens eine nur vergleichsweise geringe Menge Sprit – um das typische leere Ölfass mit 200 Litern zu sprengen, sind bereits 6-7 Gramm Ottonensprit im Behälter genug. Das ist weniger als ein halbes Schnapsglas voll: Die Wände des Behälters sind dann nichtmal feucht, es riecht bloß ordentlich nach Sprit.

Nochmal in Kürze: Werkbankplatten brennen, Putzlappen brennen, Sprühdosen detonieren (auch wegen Butangasfüllung), die ganze holzvertäfelte Pracht der Bude kann in Flammen aufgehen. Schweißen deswegen immer mit klarem Kopp und am besten auf einer Stahlplatte oder dem Betonboden.

Holz vor der Hütte, Öl im Regal. Besser, wenn diese Tür zu ist.
Zündstoff für den Schwelbrand um Mitternacht – hier reicht eine wohldosierte Schweißperle.
Bereit zur Vivisektion? Dann eignet sich so ein OP-Tisch hervorragend. Brennt garantiert nicht.

Auto abfackeln

Wenn es darum geht, die freiwillige Feuerwehr in in Wallung zu bringen, eignet sich das eigene Auto dafür ganz hervorragend: Mir persönlich ist ein Fall bekannt, bei dem das Auto mitsamt Hebebühne und wunderschöner Toschi-Halle in einem Streich abgefackelt sind, weil der lustige Schweißer vergessen hat, dass Autos prinzipiell eher brennen als nicht brennen.

Diese feurige Neigung hat seinen Grund darin, dass beinahe alle Hohlräume des geliebten KFZ mit Wachs oder irgendeiner Anti-Dröhnpampe vollgejaucht sind und deswegen keine sonderlich hohen Temperaturen abkönnen. Noch dazu stecken im Auto Kunststoffe, Öle, Textilien, Gummi und weiß der Henker noch alles. Kann wunderbar brennen, wenn heiß genug.

Geht es also darum, die rollende Hundehütte zu schweißen, immer und immer kucken, was neben und hinter der Schweißstelle liegt. Pappt da irgendeine Pampe oder Lackierung oder Isolierung oder Polster oder Kabel: runter damit, verbrennt durch die Hitze sowieso.

Mit viel Pech (Fall: Daimler auf der Hebebühne) kriegt man das muntere Feuerchen im Obergeschoss gar nicht mit, weil man unter dem Auto schweißt und Radio Hirnriss gerade die besten Hits der 80er und 90er intoniert. Sobald das zarte Spratzeln nach ein paar Minuten unüberhörbar und sonor prasselt, rieseln meist auch schon die ersten Rußflocken auf den Teppich und machen das Atmen schwer.

Feuer geht ganz schnell. Glücklicherweise handeln die Kollegen beherzt und zielsicher.

Feuerlöscher

Neben einem Funken Hirn und einer großen Portion Angst vor Feuer braucht es bei allen Schweißarbeiten am Auto deswegen Feuerlöscher. Ihr Pulverstrahl reicht nämlich auch von unten an den Brandherd ran oder zischt gurgelnd in Hohlräume rein – das geht mit einem Eimer Regenwasser nicht.

Obendrein sollte man mehrere dieser Geräte vorhalten: Wer jemals in die Verlegenheit kam, ein Feuerchen von der Größe eines Büromülleimers zu löschen weiß, dass ein handelsüblicher 6-Kilo-Löscher innerhalb weniger Sekunden leer ist und dann nur noch dazu taugt, die verschlossene Ausgangstür aufzuwemmsen.

Um einen noch eher kleinen Brand zu löschen, braucht es entweder mehrere dieser kleinen Löscher oder zwei oder drei 12-Kilo-Löscher. Selbst für kleinste KFZ-Buden schreibt die Berufsgenossenschaft deswegen mindestens 3(!) handelsübliche Pulver-12-Kilo-Löscher vor. Vorteil solcher Dinger: Frieren nicht ein und eignen sich auch, um Kokeleien, bei denen Strom im Spiel ist, auszukriegen. Nachteil: Fürchterliche Sauerei, wenn es darum geht, die Hütte anschließend wieder besenrein zu kriegen. Die Putzerei nimmt man jedoch gerne in Kauf – schließlich muss man nicht den Vermieter anrufen und leise stotternd die heiße Sanierung der Immobilie beichten.

Vier mal sechs Kilo = Für eine Schrauberbude immer noch zu wenig. Wer was auf sich hält, hat Kohlensäure-Löscher rumstehen.

Schweiß-Spritzer

Beim Schweißen spritzt je nach Verfahren Schlacke oder glühendes Material auch dahin, wo es nicht hingehört. Die Spritzermenge ist bei E-Hand und MIG/MAG ungefähr gleichgroß, bei WIG und Autogen eher gering. Alle Schweißspritzer haben jedoch das Zeug, irgendwas in Brand zu setzen oder dauerhaft zu ruinieren. Wenn also das Airbrush-Kunstwerk „Röhrender Hirsch“ auf der Motorhaube heile bleiben soll: Abdecken.

Das sollte man zudem mit der eigenen Pelle machen, einfach weil Schweißspritzer auch müde Zeitgenossen binnen Sekundenbruchteilen zu heißblütigem Tanz in der Werkstatt animieren. Beste Unterhaltung für die Arbeitskollegen: Fette Schweißperle im Arbeitsschuh.

Wer vorhat, ein paar Quadratmeter Blech im frisch erstandenen VW Fridolin zu versenken, sollte über flammenhemmende und vor allem dichtschließende Arbeitsklamotten nachdenken. Kostet nicht die Welt, schützt aber vor Narben. Wer nochmehr schweißt, darf über eine komplette Leder-Montur nachdenken – die besteht wenigstens aus einer Lederschürze und ein paar lustigen Gamaschen – um sich den Schuhplattler zu ersparen.

Das eigene Sehvermögen leidet selbstverständlich auch unter ein oder zwei Gramm glühendem Material – wer unter dem Schweißschild eine Schutzbrille trägt, kann auch seinen Enkeln am Bettchen noch aus dem Orion-Katalog vorlesen.

Kalt und harmlos: Schweißspritzer aufm Tisch. In glühendem Zustand ziemlich unwillkommen; brennen dem Mann…
… glatt Löcher in die Buxe.
Abhilfe: Vollschutz mit Schürze, Gamaschen und Helm. Wer viel schweißt, hat sowas. Im Mindesten jedoch flammenhemmende Klamotten.

Schlackenbrösel

Schlackenbrösel entstehen dann, wenn man mit dem Schlackenhammer auf die just erkaltete Schweißraupe haut. Dank Impulserhaltungssatz fliegen diese sehr leichten Partikel dann mit halber Lichtgeschwindigkeit durch die Hütte und bohren sich mit ebenfalls 1/2c in die bereitgestellte Bindehaut des interessierten Betrachters.

Die Folgen sind immer dieselben: Canossafahrt zum Augenarzt, interessante Popel-Instrumente, keine Betäubung, Salbe, Aua. Insbesondere beim Runterkloppen der Schlacke: Brille auf.

Was hier beim Runterpickern abspringt, ist schnell, heiß und spitz. Aua!

Mit Blindheit geschlagen

Wir hatten das schon: Beim Schweißen wird es nicht nur warm, sondern auch hell. Und jeder weiß, dass man beim Schweißen mit Elektrokraft die eigenen Augen schützen muss. Tut man das nicht, „verblitzt“ man sich dieselben – das merkt man dummerweise erst Stunden später und fährt dann jaulend und von Angst getrieben in die Notaufnahme. Hier wieder Salbe und dann drei Tage Sonnenbrille.

Die Helligkeit beim E-Schweißen hängt von der Stromstärke, dem Schweißverfahren sowie dem verschweißten Material ab und schwankt zwischen eher funzelig (WIG, kleiner Strom, Baustahl) und „Heller als 1000 Sonnen“ (E-Hand, hoher Strom, Edelstahl). Die passende Sonnenbrille verschanzt sich im „Schweißspiegel“, einem Schirmchen am Stiel, der das dunkle Schutzglas hält. Je nach Stärke findet sich auf dem Glas die Bezeichnung DIN 9A, 10A, 11A oder 12A.

Damit die teure Dunkelheit nicht blitzschnell von Spritzern zugekleistert und deswegen undurchsichtig wird, klemmen im Schweißschild VOR diesem Glas klare Spritzerschutzgläser. Kunststoff-Scheiben mit Spezial-Lotus-Abweise-Effekt nennen sich „1000-Stunden-Gläser“ und halten wirklich eine volle Arbeitswoche durch, bevor sie gewechselt werden müssen.

Weil die Dunkelheit am Stiel jedoch immer eine Patschhand blockiert, existieren seit Jahr und Tag Automatikhelme: Hier verdunkelt eine Flüssigkristallscheibe das Sichtfeld, sobald der Lichtbogenblitz auf eine eingebaute Fotozelle fällt. Funktioniert prima, lässt sich einstellen und spart eine Menge Zeit und Ärger. Diese Wunderhelme sind -chinesischer Gulag-Arbeit sei dank- inzwischen erfreulich günstig; allerdings sollte man unbedingt auf das Gewicht achten; mit einem schweren Helm auf der Rübe sieht man nach einem Tag in der Brutzel-Haltung nicht nur aus wie Darth Vader, sondern hört sich auch so an und verzeichnet am kommenden Tag die Nackenschmerzen seines Lebens.

Für das rustikale Geschmurgel mit Acetylen und Sauerstoff (oder Butan-Sauerstoff) braucht es keine sonderlich dunklen Gläser. Hier reicht prinzipiell eine verstärkte Sonnenbrille. Weil aber hier wegen der Spritzergefahr sowieso Schutzbrillenpflicht herrscht, besteht dieser Sonnenschutz allermeistens aus zwei onkelhaft herunterklappbaren Vorsatzgläsern auf der eigentlichen Schutzbrille. Sieht dämlich aus, funktioniert aber prima.

Alternative: Flieger-Sturmbrille mit dunklem Glas – verleiht dem Träger die sexuelle Anziehungkraft einer brünftigen Rohrdommel, beschlägt jedoch ständig und verrutscht dauernd.

Einfacher Schweißspiegel (links) und Automatikhelm (rechts). Der Schutz am Stiel ist ideal für „eben schnell“; wenn es um längere Arbeiten geht, kommt man kaum den Helm drumrum.
Im Spiegel befinden sich zwei Scheiben…
… eine dunkle Schutzscheibe und das klare Vorsatzglas. Dass beide….
… frei von Spritzern sein sollten, versteht sich von selbst.
A la carte: Beim Helm lassen sich die Stärke der Abdunkelung und die Empfindlichkeit verstellen.
Fehdehandschuh und Onkels Klappbrille: Für Autogenschweissen ausreichend.

Grill mich!

Neben Wärme und Licht entstehen beim

E-Hand-Schweißen (und sogar beim Autogen-Schweißen) UV- und Infrarotstrahlen. Während das infrarote Gebrutzel gut gegen Stirnhöhlenvereiterung hilft, brennt das blaue UV-Geflacker dem Mann an der Elektrode einen Loch in den Pelz. Das äußert sich als Sofortwirkung in einem deftigen Sonnenbrand an der ungeschützten Stelle und als Spätwirkung in unscheinbaren Malignomen, die oft schon in Lunge, Leber oder Lymphe gestreut haben, wenn man sie staunend im Badezimmerspiegel entdeckt.

Der Mann von Welt trägt deshalb beim Schweißen eine (zumindest zum Lichtbogen hin) komplett geschlossene Montur, idealerweise aus irgendeinem flammenhemmenden Stoff. Reine Baumwolle eignet sich für den Grubenkampf am Unterboden ebensowenig wie Goretex oder Nylon: Hier fressen Schweißspritzer nicht nur Löcher, sondern können den ganzen Mann in eine licherloh brennende Windmühle verwandeln.

Backe, backe Kuchen. Die Handschuhe links und in der Mitte sind eher für groben Einsatz, das Paar rechts besteht aus toter Ziege und fasst sich entsprechend fein an. Wer WIG schweisst, braucht eher sowas.

Gas unter Druck

Propangasflaschen, Schutzgasflaschen, Sauerstoffbuddeln oder Acetylenflaschen stehen friedlich und versonnen in ihren Flaschenwagen oder am Schutzgasgerät, plaudern ein wenig, nippen an ihrem Kaffee und glotzen aus dem Fenster wie die Angestellten im Nordturm gegen 9.00 Uhr morgens am 11. September 2001.


Ohne hier näher auf die Gefahren eingesperrter Gase einzugehen: Der ganze Plunder ist höllengefährlich und kann z.B. als Torpedo durch die Hütte sausen, mit einem Rumms die Schrauberbude atomisieren oder den Mann in der Grube friedlich entschlummern lassen. Wie das im Detail funktioniert, steht in den einzelnen Kapitel der jeweiligen Folgen dieser Reihe. Kurz: Zündquellen fernhalten, Transport nur mit Kappe, Propan nur in gut belüfteten Bereichen lagern.

So ist´s recht – mit Kette und Kappe. Beim Umgang mit eingesperrten Gasen gibt es ein paar Sachen zu beachten.

Schweißrauch

Bewegt man sich nun mit Lederpelle verpackt, automatisch behelmt und von 1000 Löschern beschützt am Ort des flüssigen Metalls, so stellt man bereits nach wenigen Metern Naht fest, dass selbst das Schweißen von blankem Metall ordentlich müffelt und auch eine geräumige Werkstatt minutenschnell vollqualmt.

Sind Bleche verzinkt, lackiert oder eingeölt, wird die Luft blitzartig zum Schneiden dick und definitiv ungesund: Schweißrauche sind immer giftig und gehören nicht in die Lunge. Besonderes Bonbon sind kadmierte oder mit „Bleimennige“ beschichtete Werkstücke; hier reichen schon ein paar ordentliche Hiebe schwermetallhaltigen Kokelschmauchs, um sich nachhaltig zu vergiften.

Abhilfe schafft die Zwangsentlüftung mithilfe eines leistungsfähigen Gebläses, eine Schweißrauchabsaugung oder – ganz einfach: die offene Tür. Hinter die kann sich MANN außer Sichtweite junger Damen zudem ab und an weinend hinhocken und zur Beruhigung eine kerngesunde Menthol-Zigarette durchziehen.

Aus der Kneipe in den Kobel: So ein Lüfter hat ordentlichen Durchsatz und zieht glatt 1000 m³ Mief pro Stunde ab.
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